Weltmeister triumphiert

Kanada besiegt den Gastgeber Deutschland

Deutschland mit einem starken Philipp Grubauer im Tor hatte gegen die Kanadier über weite Strecken der Partie keine Chance und verliert am Ende mit 2:1.

Am Donnerstagabend trafen in der LANXESS arena Kanada und Deutschland im Viertelfinale der Eishockey-WM 2017 aufeinander.

Die Rollen im Spiel waren vor Beginn klar vergeben. Weltmeister Kanada ging als Favorit auf den Einzug ins Halbfinale ins Rennen, der deutschen Auswahl dagegen wurden von den Experten lediglich Außenseiterchancen eingeräumt.

Marco Sturm veränderte sein Team im Vergleich zum Sieg gegen die Letten am Dienstag nur auf einer Position. Thomas Greiss saß als Backup-Goalie anstatt Danny Aus den Birken auf der Bank.

Bei Kanada, das heute zum ersten Mal in der Kölner LANXESS arena vorspielte, wurde Verteidiger Tyson Barrie von Head Coach Jon Cooper nicht aufgeboten.

Kanada begann direkt mit viel Offensivdruck und prüfte Philipp Grubauer im Tor der Deutschen mit einigen gefährlichen Schüssen. Im Anschluss hatte dann aber Dennis Seidenberg die erste Chance für Deutschland, als Kanada-Goalie Calvin Pickard ihm die Scheibe neben dem Tor bei einem Klärungsversuch zuspielte. Er konnte allerdings den Fehler nicht ausnutzen, Pickard war rechtzeitig wieder auf der Linie und klärte den Schuss des aktuell punktbesten Verteidigers (8 Punkte) dieses Turniers.

Kurz darauf hatte dann auch Philipp Grubauer einen kleinen Aussetzer und brachte einen Kanadier nach Puckverlust ins Spiel. Aber auch er bügelte seinen Fehler aus und sicherte die Scheibe.

Nach 3:30 Minuten war es dann Ryan O'Reilly, der am rechten Torraumeck angespielt wurde und das 1:0 auf dem Schläger hatte. Doch wieder war es Grubauer, der die Fanghand ausfuhr und den Schuss aus dem kurzen Eck fischte.

Abgesehen von dem einen Scheibenverlust vor dem kanadischen Tor zu Beginn der Partie, waren die Nordamerikaner aber feldüberlegen und prüften Grubauer mehrfach mit gefährlichen Schüssen von Alex Killorn und Sean Couturier.

In der 6. Minute gab es dann bei einem Konter die Chance für Felix Schütz, das deutsche Team auf die Anzeigetafel zu bringen. Schütz hatte aber Pech vor dem Tor und konnte die Chance nicht verwandeln.

Kurz darauf waren es aber wieder die Ahornblätter, die vor dem deutschen Tor für Gefahr sorgten. Claude Giroux fälschte einen Schuss von der blauen Linie ab, aber erneut war es der Goalie der Washington Capitals, der das Unentschieden hielt.

Deutschland hatte nach 10 Minuten eine kleine Druckphase und versuchte es mit frühem Forecheck in der gegnerischen Zone. David Wolf erkämpfte im gegnerischen Drittel die Scheibe, konnte aber den Puckgewinn nicht in ein Tor ummünzen.

3:45 Minuten vor Ende des 1. Drittels gab es dann die erste Strafe des Spiels gegen Deutschlands Patrick Reimer wegen Hakens.

Die Chance im Powerplay ließen sich die Nordamerikaner nicht entgehen und nach schönem Pass von O'Reilly traf Scheifele aus kurzer Distanz zum 1:0 unter die Latte.

Die Führung für Kanada war verdient aufgrund der Spielanteile.

Kurz darauf dann aber die Ausgleichschance, als Yannic Seidenberg vor dem Tor den Pass von Christian Ehrhoff aus kurzer Distanz abfälschte, den Puck aber neben das Tor lenkte.

So ging es mit 1:0 für Kanada in die erste Drittelpause. Die Spielanteile und die Schussbilanz (15:7) sprachen klar für Kanada.

Marco Sturms Pausenansprache schien seine Jungs aufgeweckt zu haben. Zu Beginn des 2. Drittels versuchten es nun beide Teams gleichermaßen mit Offensivaktionen. Die Deutschen kamen nun öfter ins gegnerische Drittel, ließen es aber an Genauigkeit vor dem Tor vermissen.

So lief Patrick Hager einen Angriff über links und passte quer zu Konrad Abeltshauser, aber der Puck ging am Tor vorbei. Hager bekam anschließend zentral erneut die Scheibe, hätte aber besser den Puck aufs Tor geschossen, anstatt nochmal den besser postierten Brooks Macek zu suchen.

In der 27. Minute dann das 2. Powerplay für Kanada, als Leon Draisaitl wegen Hakens auf die Strafbank mußte.

Giroux stand nach einem missglücktem Befreiungsversuch frei am linken Bullykreis. Sein Schlagschuss landete aber auf der Brust von Grubauer. Weitere Chancen erspielte sich Team Kanada nicht. 

Nach 36:15 Minuten gab es dann ein Powerplay für Deutschland: Die Schiedsrichter verhängten eine Strafe gegen Claude Giroux wegen Spielverzögerung beim Anspiel, als Kanadas Bullyspieler zweimal zu früh agierten und vom Anspielpunkt weggeschickt wurden.

Deutschland spielte im Powerplay aber zu ungenau und konnte sich keine gute Torchance erspielen. Erst mit Ablauf der Strafe war es dann Dennis Seidenberg mit einem  Schlagschuss zentral vor dem Tor. Doch dieser ging knapp am Pfosten vorbei. Auch ihm fehlte heute die Präzision im Abschluss. 

Dass Kanada eine andere Klasse als Deutschland im Eishockey ist, zeigen die Kanadier dann in der 38. Minute. Jeff Skinner nutzte kaltschnäuzig einen Abpraller von Grubauer nach verdecktem Schlenzer von der blauen Linie von Mike Matheson und schob den Puck zum 2:0 ins Tor.

Mit diesem Spielstand ging es in die Kabine nach 40 Spielminuten. Lediglich einen  Torschuss wies die Schussstatistik nach den zweiten 20 Minuten für den Gastgeber aus. Der deutschen Mannschaft fehlte die Genauigkeit im Abschluss.

Kanada griff die Deutschen zu Beginn des Schlussdrittels früh in der eigenen Zone an und versuchte so, den Spielaufbau bereits im Keim zu ersticken.

Eine der wenigen guten Gelegenheiten, die sich das deutsche Team rausspielte, setzte Ehrhoff aus zentraler Position über das Tor. Auch ihm fehlte es heute bei seinen Schlagschüssen an der nötigen Präzision.

In der 46. Minute folgte dann ein weiteres Powerplay für Kanada: Die erste Chance hatte O' Reilly, als er mit einem Schuss aus dem Slot nur den Pfosten traf.

Doch die Kanadier waren nun zu undiszipliniert und Brayden Schenn mußte auf die Strafbank. Deutschland war wenige Sekunden später wieder komplett und hatte nun die Möglichkeit, in Überzahl den Anschlusstreffer zu schaffen.

Angefeuert vom Großteil der 16.653 Zuschauern in der Arena probierte Deutschland in die Powerplay-Formation zu kommen, doch Kanada stand gut in der eigenen Zone und verhinderte den Anschluss der Deutschen.

Kanada spielte nun weiter undiszipliniert und gab der deutschen Mannschaft in der 51. Minute ein weiteres Powerplay. Doch Sean Couturier hatte für Kanada die Chance, das Spiel zu entscheiden, als er im Alleingang auf Grubauer zulief, aber scheiterte. Kurz darauf verspielte Ehrhoff vor dem eigenen Tor die Scheibe und Couturier hätte erneut die Chance gehabt, traf aber nur den Pfosten. Da Deutschland zu dem Zeitpunkt mit 6 Mann auf dem Eis stand, folgte die Bankstrafe und es hieß 2 Minuten Unterzahl. 

Alles rechnete nun damit, dass Kanada die endgültige Entscheidung herbeiführen würde, doch weit gefehlt. Ausgerechnet in Unterzahl waren es die Deutschen, die ihren ersten Treffer der Partie erzielen konnten. Ehrhoff, der vorher noch die Scheibe am eigenen Tor verloren hatte, drosch den Puck weit hinten raus auf den gestarteten Yannic Seidenberg, der allein auf Pickard zulief und mit der Rückhand zum 1:2 einnetzte.

Die LANXESS arena bebte und die deutschen Fans hofften auf den Ausgleich. Doch anders als im Spiel gegen Lettland hatte das DEB-Team keine Gelegenheit mehr, um auf 2:2 zu stellen. Kanada kontrollierte den Puck in den letzten Minuten.

Grubauer fuhr 15 Sekunden vor Schluss vom Eis, doch es nutzte dem Gastgeber nichts mehr. Nach Frankreich scheidet nun auch der andere Gastgeber Deutschland bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 2017 aus. Kanada trifft am Samstag im Halbfinale auf Russland.

Die besten Spieler der Partie waren auf deutscher Seite Torhüter Philipp Grubauer, der 48 von 50 Schüssen auf sein Tor heute gehalten hatte und bei Kanada Mark Scheifele.

Die Ehrung für die besten Turnierspieler der deutschen Nationalmannschaft nahmen Dennis Seidenberg, Christian Ehrhoff und Leon Draisaitl.

Auf der anschließenden Pressekonferenz war Marco Sturm stolz auf die Leistung seiner Mannschaft und die Steigerung im Laufe der letzten Spiele. „Wir hatten ein gutes Turnier und wurden jedes Spiel besser. Um Kanada zu schlagen, muss aber alles gut laufen. Sie waren zu stark für uns.“

Jon Cooper, Trainer von Team Kanada betonte, „wie wichtig es war, bei dem Spiel in Führung zu gehen.“ Man habe auch nach dem 2:0 versucht, den dritten Treffer zu erzielen, was allerdings nicht gelang. „Mein Team war nach dem 1:2-Anschlusstreffer gefordert und hat vor der großartigen Kulisse bestanden. Ich bin stolz, Teil dieses Teams zu sein.“

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